Titanic - Schöne Menschen spielen große Gefühle

Die diesjährigen Bad Hersfelder Festspiele boten mit dem Stück „Titanic – Schöne Menschen spielen große Gefühle“ ein besonderes Erlebnis: Vier Aufführungen im Konrads im Schilde-Park verbanden Theater und Kulinarik. Vor Beginn der Vorstellung konnten die Gäste ein festliches Buffet genießen, bevor sie in die Theaterwelt von Rose und Jack, Molly Brown oder Kapitän Smith eintauchten.

Schon vor der eigentlichen Aufführung herrschte im Schilde-Park eine besondere Atmosphäre. Das Buffet im Restaurant Konrads lud Publikum, Gäste und Festspielfreunde ein, sich vor dem Stück kulinarisch zu stärken und in entspannter Umgebung ins Gespräch zu kommen.

Mit Beginn der Vorstellung verwandelte sich der Raum in ein humorvolles Theater: Zwei resolute Bardamen am Tresen wurden zu den zentralen Figuren einer improvisierten Kreuzfahrt in die Filmgeschichte – mal Rose, mal Jack, mal Kapitän Edward John Smith. Selbst die berühmte Szene am Bug der Titanic wurde mit großer Spielfreude nachgestellt.

Die „Titanic“ war nicht nur ein Stück in Bad Hersfeld, sondern eine gemeinsame Festspielproduktion von zehn deutschen Festivalstandorten. Sie startete bei den Burgfestspielen Mayen, machte Halt in Ettlingen, Bad Gandersheim und Schwäbisch Hall und „legte“ schließlich zum Abschluss der Saison in Bad Hersfeld an.

Für Intendant Joern Hinkel war dies ein würdiger Schlusspunkt seiner achtjährigen Intendanz:  
„Dass wir in Bad Hersfeld an diesem Projekt beteiligt waren, war ein großer Glücksfall. Es zeigt, wie viel möglich ist, wenn Kulturinstitutionen zusammenarbeiten.“

Die Aufführung im Konrads griff bewusst auf die Symbolkraft von James Camerons Welterfolg *Titanic* zurück, der seit 1997 weltweit Kinogeschichte schrieb. Mit Kate Winslet und Leonardo DiCaprio in den Hauptrollen wurde das Drama um die RMS Titanic zu einem der erfolgreichsten Filme aller Zeiten.

Über 200 Millionen Dollar Produktionsbudget, ein eigenes Studio, 86 Millionen Liter Wasser und ein riesiges Team waren notwendig, um im Kino eine bis dahin unerreichte Illusion auf die Leinwand zu bringen.

Die Bad Hersfelder Festspiele setzten bewusst den Kontrast: Keine Kinomaschinerie, kein Riesenspektakel, sondern zwei Schauspielerinnen, die alle Rollen übernehmen – nahbar, spielerisch und mit spürbarer Freude am augenzwinkernden Zitat.

Am 10. April 1912 startete die RMS Titanic zu ihrer Jungfernfahrt von Southampton nach New York. Vier Tage später kollidierte sie mitten im Nordatlantik mit einem Eisberg. Innerhalb von zweieinhalb Stunden sank das modernste Passagierschiff seiner Zeit.

Von den rund 2.200 Menschen an Bord überlebten nur etwa 710. Das Unglück gilt bis heute als Symbol für die Risiken des technischen Fortschritts und die gesellschaftliche Kluft zwischen Arm und Reich – da viele dritte-Klasse-Passagiere kaum Rettungschancen hatten.

Die Katastrophe inspirierte seit über 100 Jahren Bücher, Filme und Theaterstücke – und bewegt nach wie vor Künstlerinnen und Künstler weltweit.

Für Joern Hinkel war die Titanic kein neues Terrain. Bereits in den Jahren 2017 und 2018 brachte er das Musical „Titanic“ in die imposante Kulisse der Stiftsruine Bad Hersfeld. Die Aufführungen wurden von Publikum wie Kritik gleichermaßen gefeiert und gelten bis heute als einer der großen musikalischen Erfolge in der jüngeren Festspielgeschichte.

Die damalige Inszenierung setzte auf große Chorarrangements, ein eindrucksvolles Bühnenbild und starke Ensemble-Leistungen – eine Produktion, die vielen Gästen als Festspielerlebnis von besonderer Kraft in Erinnerung blieb.

Mit der intimeren Aufführung im Konrads knüpfte Hinkel 2025 noch einmal an dieses Kapitel an – diesmal bewusst im kleineren Rahmen, aber mit ebenso starker Wirkung.

Die Titanic-Produktion ist auch ein kulturpolitisches Signal. In Zeiten, in denen nicht nur auf kommunaler Ebene, sondern bundesweit bei Kulturprojekten gespart werden soll, werden gemeinsame Produktionen umso wichtiger.  
Intendant Hinkel formulierte es deutlich: „Man muss neue Formate wagen, sich zusammentun und auch mal akzeptieren, dass die großen Mittel nicht mehr vorhanden sind. Aber genau dann entstehen spannende Lösungen.“

Dieser Ansatz ist mehr als ein künstlerischer Trick, sondern eine politische Notwendigkeit. Kooperationen wie diese sorgen nicht nur dafür, dass Theaterproduktionen trotz knapper Kassen entstehen, sondern sichern auch kulturelle Vielfalt in den Regionen. Gerade mit Blick auf Nordhessen und die Rolle der Festspiele als Motor für Kultur und Tourismus ist dies ein bedeutendes Signal.

Die gelungene Kombination aus Buffet und Theater machte die Titanic-Vorstellungen zu einem besonders erinnerungswürdigen Erlebnis. Viele Besucherinnen und Besucher nutzten die Stunde vor der Aufführung zum Austausch im Konrads, bevor sie sich von den Bardamen Elli (Antonia Schirmeister) und Alberta (Silke Buchholz) mit auf die Reise nehmen ließen. Unterstützt durch die musikalische Leitung von Hajo Wiesemann und die Regie von Caroline Stolz wurde der Abend zu einem runden Festivalerlebnis.

Im Rückblick bleibt die Titanic im Konrads damit nicht nur als charmante Theateraufführung im Gedächtnis, sondern auch als Beispiel für einen zeitgemäßen, geselligen und politisch klugen Festspielabend.

Die Lizenzierung meiner hier gezeigten Presseaufnahmen erfolgt über das DJV-Bildportal, einem Netzwerk aus freien Fotografen und Bildjournalisten. Bildredakteure können die Aufnahmen ebenfalls über Picturemaxx finden.

14. August 2025, Bad Hersfeld / Hessen / Deutschland