Bad Hersfeld: Sommernachtsträume mit Top-Ensemble

Mit einer spektakulären Neuinszenierung von Shakespeares „Sommernachtstraum“ unter dem Titel „Sommernachtsträume“ eröffnete Intendant Joern Hinkel (54) seine letzte Saison bei den Bad Hersfelder Festspielen. Für mich als Fotograf und Bildjournalist war die Generalprobe ein besonderes Erlebnis – nicht nur wegen der opulenten Bilder, sondern auch wegen der emotionalen Bedeutung: Das Stück war das erste, das Hinkel als Assistent von Dieter Wedel in Bad Hersfeld miterlebte und markiert nun den Kreis seines künstlerischen Schaffens an diesem besonderen Ort.

Erstmals in der Geschichte der Festspiele begleitet ein großes Orchester nicht nur das Musical, sondern auch das Schauspiel. Unter der bewährten musikalischen Leitung von Christoph Wohlleben und mit eigens komponierter Musik von Jörg Gollasch verschmilzt die Inszenierung Klang und Bühne zu einem Gesamtkunstwerk. Das Bühnenbild von Jens Kilian und die von Steampunk inspirierte Kostümwelt von Kerstin Micheel versetzen das Publikum in einen viktorianischen Fürstenhof des späten 19. Jahrhunderts – eine Zeit der Erfindungen, Entdeckungen und magischen Verwandlungen.

Die Besetzung liest sich wie das Who’s who der deutschsprachigen Theaterlandschaft:

- Christian Nickel als Fürst Theseus und Elfenkönig Oberon – ein vielfach ausgezeichneter Schauspieler, der bereits zahlreiche Hauptrollen in Bad Hersfeld verkörperte.
- Bettina Hauenschild als Hippolyta und Titania, die nicht nur als Schauspielerin, sondern auch als Expertin für Pflanzenheilkunde die Elfenwelt mitgestaltet.
- Erol Sander, bekannt aus „Mordkommission Istanbul“, brilliert als Benedikt, eine Rolle, die Hinkel eigens aus „Viel Lärm um nichts“ entliehen hat.
- Anouschka Renzi als intrigante Kammerzofe Katharina, die mit Spielfreude und Bühneninstinkt überzeugt.
- Helena Charlotte Sigal als Helena, die mit Gesang und schauspielerischer Tiefe begeistert.
- Gioia Osthoff als Hermia, Hersfeld-Preisträgerin, die mit internationaler Bühnenerfahrung glänzt.
- Anna Graenzer als Puck, die bereits 2015 in dieser Rolle das Publikum verzauberte.
- Wolfgang Seidenberg als Regisseur der Handwerker-Theatergruppe, bekannt aus Film und Theater.
- Till Timmermann als Lysander, der bereits mit „Der Club der Toten Dichter“ in Hersfeld begeisterte.
- Uta Krüger, die als Viola auftritt und eine langjährige Verbindung zu den Festspielen hat.
- Maximilian Gehrlinger als Demetrius, ein Shootingstar mit Auszeichnungen und TV-Erfahrung.

Ergänzt wird das Ensemble durch Thorsten Nindel, Peter Englert, Mathias Znidarec, Günter Alt, Marina Lötschert, Natascha Hirthe, Olivia Grassner, Alicja Rosinski und Peter Wagner.

Joern Hinkels Fassung erweitert Shakespeares Klassiker um Figuren aus anderen Werken: Benedikt und Beatrice („Viel Lärm um nichts“), Orlando/Franz und Rosalinde („Wie es euch gefällt“), Romeo/Tom und Julia („Romeo und Julia“), Malvolio/Philostrat und Viola/Cesario („Was ihr wollt“). Im nächtlichen Wald werden Liebe, Eifersucht und Identität auf die Probe gestellt – unterstützt von magischen Blumen, Zaubertränken und den Tücken moderner Kommunikation, die Hinkel humorvoll in die Gründerzeit verlegt: Mit der ersten Telefonanlage, Telegrafenmasten und historischen Fotoapparaten wird das Chaos perfekt.

Hinkel betont, dass gerade in schwierigen Zeiten das Publikum lachen und träumen soll. Seine „Sommernachtsträume“ sind poetisch, verrückt und voller Überraschungen. Die Steampunk-Elemente, das fantasievolle Bühnenbild und die musikalische Untermalung schaffen eine Atmosphäre, die das Publikum in eine andere Welt entführt.

Aufnahmen vom Probenauftakt zu den Sommernachtsträume der 74. Bad Hersfelder Festspiele.