„Der Gott des Gemetzels“ im Schloss Eichhof

Die Generalprobe zu Yasmina Rezas Erfolgskomödie „Der Gott des Gemetzels" im Schloss Eichhof der Bad Hersfelder Festspiele bot einen faszinierenden Einblick in die intensive Probenarbeit unter der Regie von Jule Ronstedt. Als Bildjournalist aus Kassel durfte ich diese besonderen Momente vor der Premiere am 28. Juni 2025 fotografisch festhalten und dokumentiere hier die Entstehung einer Inszenierung, die Yasmina Rezas scharfe Gesellschaftskritik auf die Bühne des historischen Schlosshofs bringt.

Jule Ronstedt, die renommierte Schauspielerin und Regisseurin, verwandelt den intimen Rahmen des Schloss Eichhof in den Schauplatz eines bürgerlichen Dramas, das die Fassade der Zivilisation zum Einsturz bringt. Das Stück zeigt eindrucksvoll, wie sich aus einem harmlosen Elterngespräch über eine Schulhof-Schlägerei ein regelrechtes „Gemetzel" entwickelt, bei dem alle Beteiligten ihre kultivierten Masken fallen lassen.

Intendant Joern Hinkel, der in seiner letzten Saison als Festspielleiter zwei Stücke von Yasmina Reza präsentiert, betont die besondere Eignung der französischen Autorin für die kleine Bühne im Schloss: „Sie sind komisch und tiefsinnig zugleich. Reza legt den Finger in die Wunde, bis man laut lachen muss".

Die vier Hauptrollen werden von etablierten Schauspielern verkörpert, die während der Vorführung ihre intensive Charakterarbeit unter Beweis stellten. Mara Widmann, bekannt aus dem Theater Freiburg und dem Münchner Volkstheater, spielt die sozialkritische Schriftstellerin Véronique Houillé, während Michele Cuciuffo als deren Ehemann Michel das Publikum mit seiner wandlungsfähigen Darstellung fesselt. Lucca Züchner übernimmt die Rolle der nervösen Annette Reille und Thorsten Krohn verkörpert deren zynischen Ehemann Alain. Besonders eindrucksvoll ist die Szene, in der Krohns Charakter mit der Bemerkung „Ich glaube an den Gott des Gemetzels" die dunkle Wahrheit über die menschliche Natur ausspricht – ein Moment, der die Essenz von Rezas Stück perfekt einfängt.

Regisseurin Jule Ronstedt führt die vier Darsteller durch die verschiedenen Eskalationsstufen – von der anfänglichen Höflichkeit bis hin zu den rohen Instinkten, die schließlich die Oberhand gewinnen. Besonders bemerkenswert ist die Szene, in der Cuciuffo als Michel die Erkenntnis ausspricht: „Kinder bewirken nichts als Katastrophen" – ein Zitat, das die Ironie der Situation perfekt zusammenfasst.

Das minimalistische Bühnenbild im Schloss Eichhof konzentriert sich ganz auf die zwischenmenschlichen Konflikte und verstärkt die klaustrophobische Atmosphäre, die für Rezas Stück so charakteristisch ist. Das Theaterstück verdeutlicht, wie geschickt die technische Ausstattung eingesetzt wird, um die verschiedenen Stimmungslagen zu unterstreichen – von der scheinbaren Harmonie des Beginns bis zur chaotischen Eskalation am Ende. Die fotografische Dokumentation der Probe zeigt, wie sich die Schauspieler den Raum erobern und dabei die Grenzen zwischen privatem und öffentlichem Verhalten verwischen lassen. Jede Geste, jeder Blick wurde während der Generalprobe präzise einstudiert, um die psychologischen Wendungen des Stücks optimal zur Wirkung zu bringen.

„Der Gott des Gemetzels" gehört zu den meistgespielten zeitgenössischen Theaterstücken und wurde bereits in über 40 Sprachen übersetzt. Die Bad Hersfelder Inszenierung unter Jule Ronstedt macht deutlich, warum das Stück auch fast zwei Jahrzehnte nach seiner Uraufführung nichts von seiner Aktualität verloren hat. Das Theaterstück offenbart, wie präzise Reza die Mechanismen entlarvt, durch die zivilisierte Menschen zu primitiven Verhaltensweisen zurückkehren.

Roman Polanskis Verfilmung von 2011 mit Jodie Foster, Kate Winslet, Christoph Waltz und John C. Reilly machte das Stück einem noch breiteren Publikum bekannt . Die theatrale Umsetzung in Bad Hersfeld profitiert von der Intimität der Live-Aufführung, die den Zuschauern ermöglicht, die subtilen Nuancen der Charakterentwicklung unmittelbar mitzuerleben.

Die Lizenzierung meiner hier gezeigten Presseaufnahmen erfolgt über das DJV-Bildportal, einem Netzwerk aus freien Fotografen und Bildjournalisten. Bildredakteure können die Aufnahmen ebenfalls über Picturemaxx finden.

25. Juni 2025, Bad Hersfeld / Hessen / Deutschland