Joern Hinkel verabschiedet sich mit Tränen in Hersfeld

Die 74. Bad Hersfelder Festspiele endeten mit einer festlichen Abschlussgala in der Stiftsruine und wurden zu einem Abend voller Höhepunkte, Emotionen und symbolischer Momente. Intendant Joern Hinkel nahm nach acht Jahren bewegenden Schaffens Abschied, während seine Nachfolgerin Elke Hesse vorgestellt wurde.

Die Gala verwandelte die altehrwürdige Stiftsruine in einen strahlenden Konzertsaal voller Energie und Emotionen. Das Orchester der Bad Hersfelder Festspiele, unter der Leitung von Christoph Wohlleben, begleitete den Abend musikalisch. Mit Helena Charlotte Sigal und Peter Englert führten zwei Ensemblemitglieder mit Charme und Witz durch das abwechslungsreiche Programm.

Die musikalischen Darbietungen spiegelten einen bunten Querschnitt der Spielzeit wider. Christof Messner begeisterte mit einer schwungvollen Interpretation von „Come fly with me“ und dem eindringlichen „Cry me a river“. Olivia Grassner überzeugte mit starken Auftritten, darunter „Losing My Mind“ und „Golden Eye“, die ihre Vielseitigkeit eindrucksvoll zeigten.

Besonderen Applaus erhielt die mitreißende Version von „America“ aus Leonard Bernsteins West Side Story, dargeboten von Helena Charlotte Sigal, Gioia Osthoff, Uta Krüger, Marina Lötschert, Alicja Rosinski und Natascha Hirthe. Ein weiterer Höhepunkt war das Duett „Alles was du kannst ...“, das Sigal gemeinsam mit Peter Englert mit Witz und Bühnenpräsenz darbot.

Ein starkes Finale vor der symbolischen Verabschiedung gestalteten schließlich David Jakobs und Christof Messner, die zusammen „Don’t let the sun go down on me“ performten. Für Überraschung und Schmunzeln sorgte Jakobs, als er in schillerndem Outfit als Elton John verkleidet die Bühne betrat – ein augenzwinkernder Moment, der das Publikum noch einmal zum Lachen und Jubeln brachte.

Ein feierlicher Höhepunkt war die Verleihung des Zuschauerpreises 2025. Dieser ging an Yascha Finn Nolting für seine Verkörperung des Karl von Moor in Schillers „Die Räuber“ in der Regie von Gil Mehmert – eine der erfolgreichsten Produktionen der Saison.

In seiner Dankesrede zeigte sich Nolting bewegt und hob die Ensembleleistung hervor: „Das, wofür ich ausgezeichnet werde, wäre niemals möglich ohne so viele tolle Menschen auf, neben und hinter der Bühne. Das Ensemble ist mir zu einer Familie geworden.“

Besonders eindringlich war sein politischer Appell zum Erhalt der Kultur: „Ermöglichen Sie weiterhin, dass dieses Theater stattfinden kann – und wenn Sie sparen müssen, dann tun Sie es bitte mit Bedacht. Kürzungen im Kulturbereich werden nur im seltensten Fall wieder rückgängig gemacht.“

Mit diesen Worten traf Nolting einen Nerv, denn sie spiegelten die Sorgen vieler Kulturinstitutionen wider. Er betonte zudem, dass Theater weit mehr sei als Unterhaltung: ein gesellschaftlicher Ort des Austauschs, der Reflexion und der Gemeinschaft.

Der Preis selbst ist ein von Goldschmied Matthias Laufer-Klitsch gestifteter silberner Ring, der die Bögen der Stiftsruine, die Masken des Theaters und die Schwurhand Karls des Großen zeigt – ein symbolträchtiges Zeichen, das die kulturelle Tradition der Festspiele verkörpert.

Schon früh im Verlauf der Gala wurde klar, dass dieser Abend ein besonderer sein würde. Nach dem musikalischen Auftakt trat Bürgermeisterin Anke Hofmann zusammen mit Mitgliedern des Magistrats der Stadt Bad Hersfeld auf die Bühne. Ihre Worte waren von Dankbarkeit getragen, mehrfach musste sie mit den Tränen kämpfen. Sie erinnerte an Hinkels unermüdliches Engagement und würdigte seinen Weg vom Mann hinter den Kulissen bis hin zum prägenden Gesicht der Festspiele: „Sie haben den Menschen nicht nur Theater gezeigt, sondern es geöffnet und zugänglich gemacht. Ihr Herz schlägt spürbar für die Menschen. Besonders Ihr Engagement für Kinder und Jugendliche hat Spuren hinterlassen.“

Ein weiterer hoch emotionaler Moment folgte, als Jörg Gollasch gemeinsam mit dem Ensemble das Lied „Junimond“ anstimmte. Während des Vortrags kamen nach und nach alle anwesenden Teammitglieder hinzu und versammelten sich auf der Bühne. Schließlich standen sie eng zusammen, winkten am Ende des Liedes mit weißen Tüchern ins Publikum und begleiteten das Lied mit Tränen in den Augen. Auch Joern Hinkel kämpfte in diesem Moment sichtlich mit den Tränen, bevor er selbst das Wort ergriff.

In seiner Rede sprach Hinkel voller Dankbarkeit und mit spürbarer Emotion über seine Jahre in Bad Hersfeld: „Das ist so ein schönes Gefühl, bei euch zu stehen. Ich bin so vielen kreativen und fantastischen Menschen begegnet, die etwas bewegen wollen. Wir haben die Zuschauer alle zusammen zum Staunen gebracht. Für mich ist eins sicher: Ich will weiter Geschichten erzählen, und solange mir jemand zuhört, werde ich das bis zum letzten Herzschlag tun.“

Mit diesen Worten beschloss Hinkel seinen bewegenden Abschied. Danach erhob sich das Publikum geschlossen. Es folgten Standing Ovations und minutenlanger, nicht enden wollender Applaus, der das Band zwischen Intendant, Ensemble und Zuschauern auf ergreifende Weise sichtbar machte.

Gleich zu Beginn der Gala überreichte Joern Hinkel seiner Nachfolgerin Elke Hesse symbolisch den Schlüssel zu den Festspielen und zur Stiftsruine – ein sichtbares Zeichen für den anstehenden Wechsel an der Spitze.

Die Kulturmanagerin aus Österreich war bereits von 2006 bis 2009 Intendantin und kehrt nun nach fast zwei Jahrzehnten zurück. In kurzen Worten zeigte sie sich voller Vorfreude auf ihre neue Aufgabe und versprach, die Festspiele mit einer Verbindung aus Tradition und neuen Impulsen in die Zukunft zu führen.

Die Abschlussgala 2025 war mehr als nur das Ende einer Spielzeit: Sie war eine emotionale Verbeugung vor Joern Hinkel und seiner Leistung, ein leidenschaftlicher Appell für die Bedeutung von Kultur und ein hoffnungsvoller Blick voraus mit Elke Hesse.

Ein Abend voller Musik, Emotionen und Symbolik, der die Bad Hersfelder Festspiele 2025 würdig zum Abschluss brachte und das Publikum zugleich auf eine spannende Zukunft einstimmte.

Die Lizenzierung meiner hier gezeigten Presseaufnahmen erfolgt über das DJV-Bildportal, einem Netzwerk aus freien Fotografen und Bildjournalisten. Bildredakteure können die Aufnahmen ebenfalls über Picturemaxx finden.

18. August 2025, Bad Hersfeld / Hessen / Deutschland